Wer sich intensiver mit dem Thema backen befasst, stößt früher oder später auf Begrifflichkeiten wie "kalte Gare","Langzeitführung" oder "Langzeit geführte Teige" auf und es wird über deren Vorteile berichtet. Was man darunter versteht und wieso es die Qualität des Gebäcks verbessert, erfahren Sie in diesem Bericht.
Ganz allgemein gesagt bedeutet es, die Teige mit verringerter Hefemenge herzustellen und ihn lange, meist kühl gelagert, gehen zu lassen. Dadurch haben die Teige viel Zeit Geschmack zu entwickeln und das Wasser gut zu speichern, sodass Sie ein intensiv schmeckendes Brot mit einer sehr langen Frischhaltung erhalten. Ein positiver Nebeneffekt ist natürlich auch, dass Teige bequem vorbereitet werden können und Sie sich am Backtag nur noch um Ihren Ofen, sowie das backen kümmern müssen.
Die Verarbeitungsdauer ist bei einer Langzeitführung sehr flexibel. So kann man schon nach 12 Stunden mit der Verarbeitung anfangen, den Teig aber auch erst später verwenden. Bis zu 24 Stunden ist kein Problem.
Das Beste ist: Sie können jedes Ihrer Lieblingsrezepte mit langer Teigführung aufpeppen. Sie sollten dabei lediglich die Hefemenge sowie, wenn benötigt, die Sauerteigmenge reduzieren. Wie weit Sie die Mengen reduzieren sollten liegt an der jeweiligen Umgebungstemperatur der Lagerung. Bei einer Teigführung im Kühlschrank bei ca. 5° C reicht es, wenn Sie 7-9 g Hefe pro Kilogramm Mehl verwenden. Je höher die Temperatur, desto weiter sollten Sie die Hefemenge reduzieren. Wenn Ihr Kühlschrank beispielsweise gut gefüllt und die Temperatur darin 7-8° C beträgt, können Sie die Hefemenge auf 5-6 g pro Kilogramm Mehl reduzieren. Bei Lagerung in einem kühlen Kellerraum bei ca. 10-12° C können Sie die Hefemenge noch weiter Reduzieren. Hier reichen 2-3 g Hefe pro Kilogramm Mehl aus. Sie werden merken, auch diese kleinen Mengen Hefe sind vollkommen ausreichend um einen schönen, lockeren Teig zu erhalten.
Tipp: verwenden Sie beim ersten Versuch im Zweifel lieber etwas weniger Hefe. Sollten Sie am nächsten Morgen feststellen, dass der Teig noch etwas gehen müsste, können Sie ihn jederzeit noch etwas bei Raumptemperatur ruhen lassen. Beim nächsten Mal können Sie die Hefemenge dann immer noch um 1 g pro Kilogramm Mehl erhöhen.
Auch die Sauerteigmenge muss bei einer langen Teigführung verringert werden, da der Teig durch die lange Lagerung nachsäuert. Bei einem Roggenbrot beispielsweise sollte die Sauerteigmenge von 40-50 % auf 15-20 % verringert werden. Auch hier kann je nach Geschmack variiert werden. Sie möchten mehr zum Thema Sauerteig erfahren? Zum Sauerteig-Beitrag
Wenn Sie die Rezeptur angepasst haben, können Sie dem Rezept wie gewohnt weiter folgen. Sobald der Teig gemacht ist, geben Sie ihn in eine passende Teigwanne und stellen ihn kühl. Brötchen können Sie wie gewohnt ausformen und dann zur Stückgare (nach dem Ausformen) kühl stellen. Am nächsten Tag können Sie den Teig wie gewohnt weiterverarbeiten oder ausbacken.
Sie werden feststellen, dass Ihre Gebäcke durch eine lange Teigführung länger frisch bleiben und durch das gute Verquellen der Teigbestandteile eine bessere Bekömmlichkeit entsteht. Die Gebäcke erhalten eine intensivere Krustenfarbe, eine elastischere Krume und vor allem einen ausgezeichneten und röschen Geschmack.